Schlechte Weizenernte in Anhui

Wohin mit dem unreifen Korn?

Die Bauern haben hart gearbeitet. Nun ist die Ernte vorbei. In Anhui sind sowohl der Flächenertrag als auch die Gesammtproduktion gestiegen. Doch diese Bilanz trügt. Schlechte Wetterbedingungen vor der Weizenernte haben ihre Spuren hinterlassen, so dass sich an einigen Weizenannahmestellen die Aktivität stark in Grenzen hält. Nun bangen die Bauern, dass sie ihr Getreide nicht loswerden.

Suzhou: 11. Juni

Die Weizenernte neigt sich dem Ende zu. Vor einem Jahr um diese Zeit tummelten sich auf dem Getreidemarkt von Yongqiao, einem District von Suzhou, die öffentlichen und die privaten Getreidebeschaffungsunternehmen. Ganz anders sieht es dieses Jahr aus. Gegenwärtig sind nur wenige staatliche und private Weizenannahmestellen in Betrieb. Die fehlende Nachfrage zwingt die Bauern einen großen Teil ihrer Kornernte zuhause zu lagern.

Vor Kurzem hat die Getreidebehörde von Yongqiao eine auf die ganze Provinz bezogene Umfrage und Untersuchung durchgeführt. Die Messungen der Kornqualität ergab, dass ein zu großer Teil der Ernte nicht ausgereift ist. Die Körner deren Reifeprozess durch Insekten, Schimmel, Pilze oder Schädigung unterbrochen und nur zu 80 bis 90% ausgereift sind, machen ein Fünftel der Ernte aus. Bei 40% des Korns liegt das Reifestadium noch unterhalb von 80%. „Dass in der Provinz der Weizen zu mehr als 10% nicht ausgereift war, ist in den letzen Jahren selten vorgekommen. Dass an einigen Stellen das Getreide nur 80 oder gar weniger als 80% der Vollreife erreicht hat, ist fast nie vorgekommen. So etwas ist außerordentlich selten“, stellt der Zuständige der Behörde für Getreide in diesem Stadtbezirk fest.

Die Gemeinde Yaobu zählt 27 000 Einwohner. Sie liegt in Nanqiao, einem Stadtbezirk von der vier Millionen Stadt Chuzhou im Osten der Provinz Anhui. Vor der Weizenannahmestelle sind Getreidewagen geparkt. „Wir haben dieses Jahr vor der Ernte zu viel Regen gehabt, so dass wir die Weizenernte verschieben mussten. Das Korn hat gelitten. Besonders beim Weizen ist der Unreifegrad besorgniserregend“, sagt ein Speicherarbeiter. Man schätzt, dass über die Hälfte des Weizens von Chuzhou zu 10% nicht ausgereift ist.

Die öffentlichen Getreidebeschaffungsunternehmen müssen gleichzeitig zwei Aufgaben bewältigen: Den Bauern ihr Getreide abkaufen, um zu vermeiden, dass sie keine Abnehmer finden, und zugleich die Qualität des Getreides, das in den staatlichen Speichern gelagert wird, kontrollieren .

Die Ende Mai angekündigte Unterstützung des Getreidemarktes durch staatliche Einkäufe hatte sich bis vor zwei Wochen (9. Juni) auf die Einrichtung von vier Weizenannahmestellen in vier Gemeinden von Yong Qiao begrenzt. Die größere Menge an nicht ausgereiftem Korn macht die Getreidesichtung umso aufwendiger. Der Verkauf geht nur schleppend voran. Vor den Annahmestellen bilden sich Schlangen. An anderen Stellen warten die Bauern vor geschlossenen Getreidespeichern. Dieses Jahr findet zwischen den staatlichen und den privaten Getreideannahmestellen kein Wettbewerb statt. Wer möchte schon das Risiko eingehen, Korn einzukaufen, das den Qualitätskriterien nicht entspricht und sich nicht absetzen lässt?

Was tun mit dem unreifen Getreide? Vor Kurzem hat die Stadt Chuzhou dazu aufgerufen, in Anbetracht der schlechten Weizenqualität die Abnahme so gut wie möglich durchzuführen. Gleichzeitig hat sie in einem an die höheren Instanzen gerichteten Bericht auf die schlechte Lage hingewiesen.

Das Getreidebüro von Yongqiao hat bereits beschlossen, mehr Schüttler, Ventilatoren und weitere Nachbearbeitungsmaschinen bereitzustellen und qualifizierte Arbeitskräfte einzusetzen, um den Reifeprozess zu vollenden. Die öffentlichen Getreidebeschaffungsunternehmen werden die Bauern mit den Betreibern von Futtermühlen in Verbindung bringen und auch noch nach anderen Absatzmöglichkeiten suchen. Der zuständige Leiter des Ernährungsministeriums der Provinz Anhui teilte mit, dass sein Ministerium mit anderen Abteilungen bereits Einsatzgruppen gebildet habe, um sich an Ort und Stelle ein Bild von der Situation zu machen. In den nächsten Tagen würde man noch andere Maßnahmen ergreifen, um die Verluste der Bauern zu lindern, sagte der Beauftragte.